DFB-Richter Lorenz: Strafen lösen nicht das Problem

Frankfurt/Main – Für den vorsitzenden Richter des DFB-Sportgerichts, Hans E. Lorenz, haben Geldstrafen für Pyro-Vergehen nur eine begrenzte Wirkung.

«Der Umstand, dass so etwas sanktioniert wird, führt nicht zur Lösung des Problems», sagte Lorenz der Deutschen Presse-Agentur. «Wir reagieren ja immer nur.» Beim DFB-Sportgericht wird der massive Pyro-Einsatz beim Hamburger Zweitliga-Derby verhandelt.

Im deutschen Fußball sei das Thema ein «Evergreen», sagte Lorenz und zog den Vergleich zum Straßenverkehr: Trotz Bestrafung würden Autofahrer betrunken oder bei Rot über die Ampel fahren. «Vermeiden kann man das nur, indem man Ampeln oder gleich Autos abschafft.» Viel wichtiger als Strafen sei die Kommunikation mit den Fans. «Die Strafen können allenfalls Motivation sein, den Dialog mit den Fans aufrechtzuerhalten oder zu intensivieren.»

Das Sportgericht beschäftigt sich mit den Einsprüchen des Hamburger SV und FC St. Pauli. Sie waren nach den Ausschreitungen im Derby am 16. September im Millerntor-Stadion in erster Instanz zu Geldstrafen in Höhe von 200.000 beziehungsweise 120.000 Euro verurteilt worden. Unmittelbar vor Beginn der zweiten Halbzeit hatten HSV-Fans nach DFB-Angaben unter anderem 35 bengalische Feuer gezündet. Auch Anhänger der Gastgeber brannten bengalische Feuer ab. Beide Fangruppen sind Wiederholungstäter.

Politiker und teilweise auch Vereine fordern schärfere Gesetze im Umgang mit der Dauerproblematik Pyrotechnik. «Es kommt immer darauf an, was man will: Wenn man das absolut pyrofreie Fußball-Jahr will, dann führt kein Weg daran vorbei an einem sehr viel schärferen Gesetz», sagte Lorenz. «Wenn man die Verhältnisse, wie wir sie haben – mit Übertretungen und Verstößen – als Teil des Systems akzeptiert, dann braucht es keine schärferen Gesetze.» Er sprach von einer ständigen Abwägung: «Wenn ich die Gesetze so ausgestalte, dass sich die persönliche Freiheit des einzelnen auf Null reduziert, dann verleide ich natürlich auch vielen Menschen den Spaß am Fußball.»

Fotocredits: Daniel Bockwoldt
(dpa)

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