HSV steht vor Bayern-Spiel geschlossen hinter Gisdol

Hamburg – Heribert Bruchhagen ist kein Mann für Ultimaten und will die Gesetzmäßigkeiten der Branche auch nicht mitmachen. In der Vergangenheit wurden fast jährlich zu Beginn der dunklen Jahreszeit beim Hamburger SV die Trainer rausgeworfen.

Der Vorstandsvorsitzende und auch Sportdirektor Jens Todt wollen dieses Spiel aber nicht mitspielen. Sie sind von Markus Gisdol überzeugt. «Wir beteiligen uns an einer Trainerdiskussion mit keinem Satz», betonte Bruchhagen. Und Todt bekräftigte die Linie: «Wir reden mit unserem Trainer, nicht über ihn.» Das soll sich auch bei einer zu erwartenden Niederlage am Samstag (18.30 Uhr) gegen Bayern München nicht ändern.

Aber wie hoch darf der HSV verlieren, damit er nicht wieder zur Lachnummer der Liga wird? Und was ist, wenn die Hanseaten am darauffolgenden Samstag auch noch bei Hertha BSC verlieren? Genau das war die Minus-Reihenfolge im Vorjahr – und Bruno Labbadia musste nach dem 0:1 gegen Bayern gehen. Doch da hieß der Verantwortliche noch Dietmar Beiersdorfer und das Verhältnis war schon lange zerrüttet.

«Es ist vielleicht eine ungewohnte Situation, dass man trotz einer sportlich schwierigen Lage hinter dem Trainer steht. Es tut allen Beteiligten gut. Wir werden geschlossen durch diese ganzen Dinge durchkommen», sagte ein selbstbewusster Gisdol. Er hatte schon vor Wochen die karge Kaderzusammenstellung und die deshalb besonders schmerzliche Verletztensituation beklagt. Nun will er sogar den Rekordmeister ärgern. «Ich weiß, wie wir unsere Mannschaft wieder auf Kurs bringen. Ich kenne die Qualität und die Mentalität meiner Mannschaft», erklärte der 48-Jährige. «Ich bin mir sicher, dass wir einen mutigen Auftritt sehen werden.»

Verteidiger Kyriakos Papadopoulos ist nach abgesessener Gelbsperre richtig heiß auf Erfolge. «Ich brenne darauf, wieder auf dem Platz zu stehen. Es macht nichts, dass jetzt die Bayern kommen. Ich habe keine Angst. Ich spiele am liebsten gegen gute Spieler», sagte der Grieche der «Bild»-Zeitung. In der vorigen Saison war Papadopoulos einer der Garanten für den Nicht-Abstieg – er peitschte sein Team regelmäßig nach vorn und sorgte in der Defensive für größtmögliche Stabilität.

In dieser Spielzeit will Gisdol aber mehr als nur Gegenhalten – er versucht es mit mehr Ballbesitz. Das Problem: Wichtige Stützen wie Flügelflitzer Nicolai Müller, die den schnellen Gisdol-Fußball umsetzen könnten, fallen aus. Und Torjäger Bobby Wood, den der HSV mit einem langfristigen Vertrag ausstattete, trifft zu selten.

Mladen Petric war der letzte Siegtorschütze des HSV im einstigen Nord-Süd-Klassiker. Über das 1:0 freute sich noch Labbadia bei seinem ersten Engagement im September 2009. Danach sah es nur noch bitter aus. Beim letzten Aufeinandertreffen in München mit Jupp Heynckes an der Seitenlinie gab es am 13. März 2013 gar eine 2:9-Niederlage. Als Versöhnung mit den Fans wurde gegrillt. Zwei Siege, vier Unentschieden, vier Niederlagen lautet die Heimbilanz der jüngsten zehn Vergleiche. Zuletzt setzte es im Februar in München ein bitteres 0:8. Da ist es kein Wunder, dass nur die treuesten Anhänger vom 500. Heimsieg des HSV in dessen ruhmreicher Geschichte träumen.

Fotocredits: Axel Heimken
(dpa)

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