Judokas müssen Rio-Enttäuschung «erstmal verdauen»

Rio de Janeiro – Von den Olympischen Spielen und Rio de Janeiro wollte Karl-Richard Frey nichts mehr hören. «Ich bin hierher gekommen, um Olympiasieger zu werden. Hat nicht hingenauen», sagte der deutsche Judoka nach seinem fünften Platz frustriert.

«Jetzt bin ich froh, wenn ich wieder zu Hause bin und das abhaken kann.» Der Vize-Weltmeister hatte die Gold-Medaille angestrebt, am Ende blieb ihm nur Rang fünf. Wie der große Medaillen-Favorit enttäuschte fast das gesamte Judo-Team bei den Spielen in Rio.

Nachdem elf von 13 deutschen Judokas in Rio gekämpft hatten, stand gerade einmal Bronze für Laura Vargas Koch auf der Liste der Erfolge. Vor allem die Niederlagen für Frey und Luise Malzahn in ihren Kämpfen um Bronze am vorletzten Judo-Wettkampftag schmerzten. «Ich würde am liebsten heulen. Vor allem wegen meiner Athleten. Der fünfte Platz ist ein grausamer Platz», klagte der Präsident des Deutschen Judo-Bundes (DJB), Peter Frese.

Drei bis vier Medaillen hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) für die Judokas in Rio als Ziel ausgegeben. Nur eine einzige Bronze-Medaille war es nach sechs von sieben Wettkampftagen, so schwach schnitten die Mattenkämpfer zuletzt 2000 in Sidney vor 16 Jahren ab. «Ich bin nicht zufrieden, kann ich ja nicht sein», gab Frese nach den teils schwachen Auftritten zu. «Ich bin traurig, weil wir hier nicht den Erfolg geholt haben, den wir uns gewünscht haben.»

Der bislang letzte Olympiasieg für die deutschen Judokas gelang 2008 in Peking Ole Bischof, vor vier Jahren in London gab es immerhin noch zweimal Silber und zweimal Bronze. In Rio schaffte an den ersten vier Wettkampftagen kein einziger Judoka den Sprung ins Viertelfinale.

«Ich hatte ehrlich gesagt auch Angst, dass wir ohne Medaille nach Hause fahren könnten», gab Frese zu. Dieses Horror-Szenario für den DJB verhinderte Vargas Koch mit ihrer Bronze-Medaille in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm. «Ich bin froh, mit einem dicken blauen Auge davon gekommen zu sein mit der Medaille», sagte Frese.

Dennoch will der DJB-Präsident mit Blick auf die nächsten Spiele in Tokio 2020 die Fehler schonungslos aufarbeiten. «Es geht weiter und wir müssen gucken, was wir falsch gemacht haben», forderte er. «Man muss noch konzentrierter und noch fokussierter arbeiten. Aber ich sehe nicht schwarz für den deutschen Judo-Sport, im Gegenteil.»

Die Perspektiven für die Olympischen Spiele 2020 interessierten die enttäuschten und frustrierten Verlierer Frey und Malzahn in Rio herzlich wenig. «Ich bin mega-enttäuscht», sagte Malzahn weinend und mit rotem Kopf nach ihrem Kampf, den sie durch einen Würgegriff der Gegnerin verlor. Und Frey erklärte mit leiser Stimme und leerem Blick: «Ich werde es erstmal jetzt verdauen müssen. Die Enttäuschung ist groß, ich habe andere Erwartungen gehabt an diesen Wettkampf.»

Fotocredits: Felix Kästle
(dpa)

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