Milosevics bitterer Fehltritt – Darmstadt in höchster Not

Darmstadt – Offene Vorwürfe wollte Alexander Milosevic niemand machen. Doch mit seinem Foul im Strafraum hat der schwedische Innenverteidiger einem Spiel des SV Darmstadt 98 zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen die Wende zum Negativen gegeben.

Mit dem 1:2 gegen den FC Augsburg verloren die Hessen möglicherweise entscheidende Zähler im Abstiegskampf und verbleiben abgeschlagen am Tabellenende der Bundesliga. «Wir haben denen den Elfmeter geschenkt», bedauerte Darmstadts Mittelfeldroutinier Hamit Altintop. Und Trainer Torsten Frings stellte betrübt fest: «Wir haben den Gegner mit dem Elfmeter zurück ins Spiel geholt.»

Die Schlüsselszene ereignete sich in der 54. Minute, Darmstadt führte am Böllenfalltor mit 1:0. Augsburgs Mittelfeldspieler Dominik Kohr dribbelt im Strafraum und Milosevic stellt  ziemlich unbeholfen das Bein dazwischen. Kohr fällt, der Schiedsrichter pfeift, Kapitän Paul Verhaegh verwandelt.

Bereits drei Wochen zuvor hatte Milosevic im Hessenderby gegen Eintracht Frankfurt beim Stand von 0:0 einen Elfmeter verursacht, als er seinen Gegenspieler bei einem Eckball solange im Strafraum geklammert hatte, bis der Unparteiische pfiff. Damals verloren die «Lilien» mit 0:2.

Gegen Augsburg stand Milosevic in der Innenverteidigung, weil Peter Niemeyer gelbgesperrt pausieren musste. «Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass der Milo das nicht extra gemacht hat», sagte Frings mit Blick auf den Elfmeter. «Was soll ich denn machen? Den Kopf abreißen? Wir werden darüber reden, werden es analysieren und dann hoffen, dass so was nicht noch mal passiert», meinte der Coach.

«Hier wird keiner von uns persönlich angegriffen», bekräftigte Altintop. «Ich hinterfrage mich noch heute mit 34 Jahren nach jedem Spiel, ob ich effektiver sein konnte oder besser stehen konnte.» Aber: «Ich erwarte, dass uns so ein Fehler dann nicht passiert.» Milosevic selbst äußerte sich nach dem Spiel nicht.

Immerhin: Das mit Spannung erwartete Bruder-Duell der Altintop-Zwillinge endete unentschieden. Sowohl Hamit im defensiven Mittelfeld der Darmstädter als auch Halil, der bei den Augsburgern zentral hinter den Spitzen spielte, boten gute Leistungen.

Die Zuschauer sahen eine von Defensive geprägte, äußerst unattraktive erste Hälfte. Als Darmstadt – auch wegen der wieder aufgebrochenen Verletzungen von Jan Rosenthal und Sidney Sam – umstellte und mit Antonio Colak sowie Terrence Boyd zwei Stürmer auf dem Platz hatte, nahm die Partie Fahrt auf. Von einem «Spiel mit offenem Visier» sprach Gästetrainer Manuel Baum – mit dem besseren Ausgang für Augsburg.

Auf 54 Prozent Ballbesitz – Höchstwert seit dem Aufstieg 2015 – kamen die «Lilien» und standen am Ende doch mit leeren Händen da. Acht Zähler trennen sie vom Relegationsplatz. Nur zwölf Punkte haben sie bisher gesammelt – alle Vereine mit einer so schlechten Bilanz nach 22 Spieltagen sind bislang abgestiegen.

Frings gab sich trotzdem weiter kämpferisch: «Was sollen wir denn jetzt machen? Das Fußballspielen einstellen? Wir spielen sowieso, um jedes Spiel zu gewinnen – egal ob wir 18. oder 5. sind. Das werden wir auch die nächsten Spiele machen.» Und Hamit Altintop erklärte: «Ich glaube immer noch an ein Wunder!»

Fotocredits: Ina Fassbender
(dpa)

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