Neue Popstars-Staffel – Detlefs Marionetten

Das junge Menschen mittlerweile als Berufsziel Superstar und Topmodel angeben, mag man belächeln. Überhaupt würden die Kandidaten sich ja freiwillig bewerben. Nach unzähligen Formaten und Staffeln müßte außerdem auch dem letzten Teilnehmer klar sein, dass der Ruhm am Ende der Staffel bestenfalls in einem hastig zusammengedrechselten Album verpufft, von dessen Verkaufserlösen die Kandidaten selbst dank Knebelverträgen wenig bis gar nichts abbekommen. Bei „Popstars“ allerdings werden die Kandidaten mittlerweile dermaßen manipuliert, dass Jurychef Detlef Soost schon beinahe wie ein Sektenchef wirkt.

Wenn man Soost bei seinen Motivationsansprachen beobachtet, fragt man sich schon, wie irgendjemand ihn und sein ganzes hart-aber herzlich-Image überhaupt ernst nehmen kann. Er schafft es aber tatsächlich, dass die Kandidaten heulen, wenn es das Drehbuch verlangt, während Oberguru Soost ihnen den Kopf krault. Überhaupt kommt es nur darauf an, dass die Kandidaten sich möglichst stromlinienförmig der Dramaturgie der Sendung unterordnen. Kritik an den Befehlen von Soost ist immer ein Mangel an Willen Superstar zu werden. Wer nicht gehorcht kann im autoritären Popstars-System einpacken.

Popstars - Mobben nach Plan
Konsequent wird dann auch eine "Kandidatin", die den Traum vom Superstardasein nach Meinung von Chefaufseher D! und seinen Schergen nicht Ernst genug nimmt, systematisch als Hasskandidatin aufgebaut. Sie habe nur mitgemacht um mal Las Vegas zu sehen, so richtig Popstar werden sei gar nicht so ihr Ding, gibt sie offen zu. Das kann die Jury nicht auf sich sitzen lassen. Mit allen Mitteln der Gruppendynamik wird sie bei den Mitbewerbern madig gemacht. Vor versammelter Kandidatenschaft wird sie von allen Jurymitglieder abwechselnd runtergeputzt, sie stehle anderen Bewerbern die Chance, ihren Traum zu leben und verdiene gar nicht hier zu sein. Vorher wird sie allerdings noch zum Starfriseur geschickt, um den Neid der Mitbewerber anzustacheln. (Mitsprachrecht bei der Frisurengestaltung hat sie selbstverständlich nicht). Unter den hämischen Kommentaren ihrer Mitbewerber verabschiedet sie sich schließlich wie geplant aus der Show.

Leben unter dem System Soost
Zugegebenermaßen gehöre ich nicht zur Zielgruppe der Sendung und habe mit einer 3/4 Folge auch keinen wirklich repräsentativen Ausschnitt aus dem Wirken von Herrn Soost mitbekommen. Das bisschen, was ich gesehen habe, markiert aber einen neuen Tiefpunkt.
Dabei ist die bekannte Tatsache, dass in naiven Jugendlichen illusorische Träume geweckt und dann quotenträchtig zerstört werden nicht einmal mehr das Hauptproblem. Zu sehen, wie vollständig die Kandidaten sich dem Popstars-System unterordnen und wie unverhohlen das von den Machern ausgenutzt wird, ist noch viel gruseliger.

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