Olympia-Erfolg: DFB-Männer spielen erstmals um Gold

São Paulo – Horst Hrubesch riss begeistert die Arme hoch, die Spieler tanzten ausgelassen auf dem Rasen: Zwei Jahre nach dem WM-Triumph der Nationalmannschaft greift der DFB-Nachwuchs im legendären Maracanã-Stadion erstmals nach Olympia-Gold.

Dank eines 2:0 (1:0)-Sieges im Halbfinale gegen Nigeria zogen die deutschen Fußballer wie die DFB-Frauen ins Endspiel der Olympischen Spiele in Rio ein und haben schon vor dem Traumduell mit Gastgeber Brasilien mindestens Silber sicher.

Vor 41 000 Zuschauern in São Paulo erzielten Lukas Klostermann in der 9. Minute und Nils Petersen (89.) die Tore für das Hrubesch-Team. «Wir sind glücklich, dass wir ins olympische Dorf kommen. Jetzt ist alles möglich. Wir werden noch mal alles reinhauen», sagte Klostermann. Und Hrubesch, der nach dem zweiten Treffer ein paar Freudentränen vergoss, erklärte: «Ich kann der Truppe nur gratulieren. Das ist eine der tollsten Geschichten.»

Nie zuvor stand eine DFB-Auswahl im olympischen Finale. Das hatte bisher nur die DDR geschafft, die 1976 in Montreal Olympiasieger wurde und 1980 bei den Boykott-Spielen in Moskau Silber holte. 1988 gab es in Seoul mit Bronze die bisher einzige Medaille für ein DFB-Team. Dieses Ergebnis wurde nun von der auf den letzten Drücker zusammengewürfelten Hrubesch-Truppe getoppt.

«Die Mentalität ist – um es mit den Worten der Spieler zu sagen – einfach geil», hatte der nach Rio aus dem Amt scheidende Hrubesch seine Schützlinge schon vor dem Anstoß gelobt. Und auch gegen Nigeria war die Mannschaft heiß. Schon der erste verheißungsvolle Angriff führte zum Erfolg. Serge Gnabry setzte Jeremy Toljan auf der rechten Seite gut in Szene, die flache Hereingabe des Hoffenheimers verwandelte Klostermann mühelos.

Der DFB-Nachwuchs kontrollierte die Partie, geriet dann aber durch einen Fehler von Torwart Timo Horn in Nöte. Der Kölner spielte den Ball direkt in die Füße von Sadiq Umar, bügelte seinen Bock mit einer starken Parade aber selbst aus.

Ansonsten lief der Ball gut durch die Reihen, wollte trotz guter Chancen vor der Pause aber kein zweites Mal ins Netz gehen. Lars Bender (20.) scheiterte an Nigerias Schlussmann Emmanuel Daniel, Maximilian Meyer (35.) verzog knapp und auch Davie Selke (37.) fehlte das Abschlussglück. Doch auch die Afrikaner waren gefährlich. Gleich zweimal musste Weltmeister Matthias Ginter in höchster Not retten: Erst gegen John Obi Mikel (31.), dann gegen Aminu Umar (45.).

In der zweiten Halbzeit hatte Gnabry das 2:0 auf dem Fuß, doch der Arsenal-Profi scheiterte kurz nach Wiederbeginn am nigerianischen Keeper. Nach knapp einer Stunde zielte der Dribbelkünstler bei einem Schuss aus 16 Metern etwas zu hoch. Ansonsten blieben Strafraumszenen auf beiden Seiten weitgehend aus.

Die deutsche Abwehr um die Innenverteidiger Ginter und Niklas Süle stand sicher und ließ jetzt nichts mehr anbrennen. Und vorne machte der kurz zuvor eingewechselte Petersen kurz vor Schluss mit seinem sechsten Turniertreffer den Deckel drauf.

Nun wollen sich die deutschen Nachwuchskicker am Samstag (22.30 Uhr MESZ) gegen Brasilien mit Gold dekorieren. Der Olympia-Gastgeber um Superstar Neymar erreichte durch ein lockeres 6:0 gegen Honduras das Finale. Hrubesch sieht diesem Erlebnis gelassen entgegen: «Ich habe schon als Kind Olympia geguckt und davon geträumt. Jetzt habe ich in meinem Alter schon Silber sicher. Was kann denn da noch passieren.»

Fotocredits: Alan Morici
(dpa)

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