Poulsen grätscht Leipzig auf Königsklassen-Kurs

Leipzig – Welche Eingebung Ralph Hasenhüttl vor einer Fehlentscheidung bewahrt hat, verriet er nicht. Vielleicht war es sein Bauchgefühl. Fast hätte RB Leipzigs Trainer Stürmer Yussuf Poulsen nicht in den Kader gegen Bayer Leverkusen berufen. Gut für Leipzig, dass er es doch tat.

Der 22-Jährige sorgte 20 Minuten nach seiner Einwechslung mit seinem Last-Minute-Tor (90.+3) für das 1:0 (0:0) und den Abschluss einer perfekten Englischen Woche mit drei Siegen in drei Spielen. «Ich habe ihn doch genommen und gut war’s», sagte Hasenhüttl. Sportdirektor Ralf Rangnick vermutete: «Ohne Yussi wäre es vielleicht 0:0 ausgegangen.»

Am Ende freute sich Poulsen über das Ende seiner Torflaute von 1169 Minuten und den Blick auf die Tabelle. Denn weil die Verfolger verloren, baute der Tabellen-Zweite mit 58 Zählern seinen Vorsprung vor Hoffenheim auf sieben und vor Dortmund auf acht Punkte aus. Auf dem Weg in die Champions League ist der Aufsteiger kaum noch zu stoppen. Denn mit 60 Punkten war in den vergangenen fünf Jahren zumindest die Teilnahme am Playoff für die Königsklasse immer garantiert. Hasenhüttl: «Wir haben uns eine Top-Ausgangsposition vor dem schweren Restprogramm geschaffen. Aber es wird bis zum Schluss sehr eng.»

Ein ganz wichtiger Baustein seines Plans ist Poulsen. Beim Blick in die Statistik stehen zwar nur zwei Tore. Für einen Stürmer eine schlechte Quote. Aber der 1,92 Meter große Schlaks wartet mit anderen Qualitäten auf, die Hasenhüttl an ihm noch mehr schätzt als Tore. «Wie er ackert, die Bälle auflegt und ein Tor vorbereitet, dafür brauchen wir ihn», schwärmte Hasenhüttl von dem dänischen Nationalspieler. Wie auch Rangnick. «Das sind einfach Spielmittel, die uns extrem gut tun und es ist gut, ihn wieder dabei zu haben.»

Poulsen ist im RB-Spiel schwer zu ersetzen. Am 11. Februar zog sich der Däne beim 0:3 gegen Hamburger SV einen Muskelbündelriss im linken Oberschenkel zu. In den fünf Spielen ohne ihn durchlebte der Sensations-Aufsteiger eine Leistungsdelle. Mit Poulsen holte RB nun wieder drei Siege nacheinander. Selbst noch nicht wieder hundertprozentig fit, kann er zum entscheidenden Faktor werden.

«Ich bin immer noch in dieser Phase, wo mein Körper wieder lernen muss, 90 Minuten durchzuspielen», sagte Poulsen – deshalb hatte Hasenhüttl eine Pause gegen Leverkusen zumindest erwogen. Seitdem er zurück ist, haben die Offensiv-Kollegen wieder mehr Räume, weil der agile Däne Gegenspieler bindet. Und im Umkehrspiel nach dem Ballgewinn ist der ehemalige Sprinter schwer zu stellen.

Nach dem überstandenem Leistungstief mit Niederlagen gegen Wolfsburg und Bremen spielt RB nun wieder besseren Fußball. Und das Matchglück ist zurück. «Und wir glauben halt bis zur letzten Sekunde daran, dass wir ein Spiel gewinnen können», sagte Poulsen.

Hasenhüttl hat das Leistungstief eingeordnet, nüchtern analysiert, konstruktive Kritik geübt. «So eine Delle ist nicht überraschend, das gehört zu einer Entwicklung dazu. Und deshalb fühlen sich diese Siege etwas anders an, weil man weiß, wie viel man davor getan hat», sagte Hasenhüttl. In den letzten sechs Spielen soll es keinen Einbruch geben: «Denn wir haben etwas Riesiges zu holen.»

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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