Referee-Chef: Stindl-Tor ein komplizierter Grenzfall

Ingolstadt (dpa) – Das Handtor von Borussia Mönchengladbachs Kapitän Lars Stindl ist nach Einschätzung von Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich ein komplizierter Grenzfall.

«Es handelt sich um ein Handspiel, durch das die ewige Diskussion um Absicht oder Nicht-Absicht wieder neu entfacht wird. Für beide Ansichten findet man in dem Ablauf der Szene Hinweise, so dass eine exakte Detailanalyse zu einer unendlichen Diskussion führen würde», erklärte Fröhlich in einem vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) veröffentlichten Interview.

Fröhlich tendiert in seiner persönlichen Einschätzung aber dazu, das Führungstor von Stindl beim 2:0 gegen den FC Ingolstadt als nicht regelkonform zu bewerten. «Die aktive Bewegung des Arms zum Ball ist so deutlich, dass es Außenstehenden nur schwer zu vermitteln ist, dass es sich hier um einen korrekten Ablauf und somit ein reguläres Tor handelt», erklärte der 59-Jährige weiter.

Stindl war bei seinem Tor nach einer Ecke von Oscar Wendt der Ball von der Brust gegen den Arm geprallt. Schiedsrichter Christian Dingert erkannte den Treffer dennoch an.

Wie aus dem Interview hervorgeht, habe Dingert nach Studium der Fernsehbilder eingeräumt, dass er im Nachhinein vermutlich eine andere Entscheidung getroffen hätte. «Auch für den Video-Assistenten, der ab der kommenden Saison in der Bundesliga zum Einsatz kommen wird, wäre diese Szene regeltechnisch ein sehr anspruchsvoller Vorgang gewesen. Aber ein Hinweis von ihm hätte zumindest dazu geführt, dass sich Christian Dingert den Vorgang in der Review Area noch einmal selbst angeschaut und mit dem Video-Assistenten beraten hätte», meinte Fröhlich.

Der frühere DFB-Referee hätte es begrüßt, wenn Dingert bei Stindl um Klärung gebeten hätte. «Eine Kommunikation des Schiedsrichters mit einem Spieler ist bei unklaren Vorgängen in Zusammenhang mit einer Torerzielung grundsätzlich sinnvoll. Allerdings bin ich doch skeptisch, dass die Kommunikation in diesem konkreten Fall zu einer richtigen Lösung geführt hätte», meinte Fröhlich. «Denn selbst wenn der Spieler zugegeben hätte, dass der Ball seine Hand berührt hätte, bliebe regeltechnisch ja immer noch die Frage der Absicht offen. Hier führt erst die Betrachtung zusätzlichen Bildmaterials zu einer Aufklärung.»

Fotocredits: Armin Weigel

(dpa)
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