Rentner in Deutschland: Höheres Armutsrisiko als anderswo

Rentner in Deutschland: Höheres Armutsrisiko als anderswoEine neue OECD-Studie hat herausgefunden: Fast jeder zehnte Rentnerhaushalt in Deutschland ist von Armut bedroht. Im Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn ist die gesetzliche Rente hierzulande kaum ausreichend. Im internationalen Vergleich schneiden die deutschen Pensionäre aber noch recht gut ab. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat in ihrer Erhebung die Rentensysteme der Mitgliedstaaten verglichen.

Mehr arme Rentner in Deutschland als im europäischen Umland

In anderen europäischen Ländern hat die Rente eine deutlich höhere Schutzwirkung als in Deutschland. Während fast jeder zehnte (9,4 Prozent) deutsche Rentenhaushalt nur die Hälfte des Durschnitteinkommens verdient und damit einem erhöhten Armutsrisiko unterliegt, sieht es in Dänemark, den Niederlanden oder Frankreich wesentlich besser aus. In Dänemark ist nur knapp jeder zwanzigste (4,6 Prozent) Rentnerhaushalt von Armut bedroht, in Frankreich nur knapp jeder fünfundzwanzigste (3,8 Prozent). In den Niederlanden sind es sogar nur zwei Prozent der Rentnerhaushalte, die einem Armutsrisiko unterliegen.

Durchschnittlich 12,6 Prozent verarmte Rentnerhaushalte

Doch das Armutsrisiko der Älteren in Deutschland liegt immer noch unter dem gemessenen OECD-Durchschnitt von 12,6 Prozent. Weitaus mehr verarmte Rentner gibt es demnach in Estland, der Türkei oder Japan. Die estländischen Rentner fallen genau in den Durchschnitt: 12,6 der Haushalte mit Pensionären in dem baltischen Land sind von Armut betroffen. In der Türkei sind es 18,4 Prozent und in Japan mit 19,4 Prozent sogar knapp jeder fünfte.

Immer mehr ältere Arbeitnehmer

Nicht nur das Einkommen der Rentner hat die OECD-Studie beleuchtet. Auch das Alter des Renteneintritts wurde näher betrachtet. Dabei kam heraus, dass der Deutsche im Schnitt mit 62,7 Jahren in Rente geht – früher als in anderen OECD-Staaten. Allerdings stieg der Anteil der älteren Erwerbstätigen in Deutschland in den vergangenen Jahren so stark wie in keinem anderen Land, obwohl das Altersniveau vergleichsweise gering ist. Waren 2004 noch 42 Prozent der 55- bis 64-Jährigen im Beruf, hat sich dieser Anteil 2014 schon auf 66 Prozent erhöht.

Optimistische Prognose für deutsche Rentner

Die Rentenexpertin der OECD prognostiziert Deutschland aber ein stabiles Rentensystem für die kommenden Jahre. Auch wenn bis 2060 statt 10 Prozent des Bruttosozialprodukts 13 Prozent des BSP fällig seien, können die immer mehr deutschen Älteren dank der Reformen der vergangenen Jahre positiv in die Zukunft blicken. Ein höheres Armutsrisiko solle es damit vorerst nicht geben.


Foto: Thinkstock, 168763161, iStock, Roel Smart

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