Reschke setzt in schwieriger Phase beim VfB auf Korkut

Stuttgart (dpa) – In der schwierigsten Phase seiner Karriere setzt Michael Reschke auf Tayfun Korkut als Nachfolger von Hannes Wolf.

Keine sechs Monate nach seinem Einstieg beim VfB Stuttgart ist diese Entscheidung die wichtigste des Sportvorstands seit seinem Schritt ins Rampenlicht und dem Abschied als Kaderplaner des FC Bayern München. Erweist sich Reschkes Wahl für den Ex-Coach von Bayer Leverkusen, Hannover 96 und dem 1. FC Kaiserslautern als Fehler, droht dem VfB der zweite Abstieg aus der Fußball-Bundesliga binnen drei Jahren und Reschke ein massiver Reputationsverlust.

Von der Euphorie und der großen Zuversicht aus dem Sommer ist in Stuttgart ohnehin nichts mehr übrig – und in Wolf der letzte große Aufstiegsheld weg. «Das ist eine Entwicklung, die keiner so wollte», beteuerte Präsident Wolfgang Dietrich, der Kontinuität beim Personal angekündigt hatte und nun nach Ex-Sportvorstand Jan Schindelmeiser und Torschützenkönig Simon Terodde auch den überaus beliebten Trainer Wolf aus der VfB-Familie verabschiedete.

Nach sieben Niederlagen aus acht Spielen gibt es für einen solchen Schritt durchaus Argumente, doch der Imageschaden für den Club ist trotzdem enorm. Schuld daran hat neben Dietrich auch Reschke.

Unmittelbar nach dem 0:2 gegen den FC Schalke 04 beteuerte er, Wolf werde auch die «ganz wesentliche, entscheidende» Partie gegen den VfL Wolfsburg vorbereiten. Tags darauf war Wolf, nach Darstellung der Beteiligten wegen angedeuteter Selbstzweifel, weg. Im Dezember hatte Reschke gesagt, Terodde werde trotz der schwachen Hinrunde bleiben. Tage später wechselte er zum Konkurrenten 1. FC Köln. Damals sagte Reschke: «Wenn es sein muss und im Sinne des VfB Stuttgart ist und im Sinne von Spielern ist, dann werde ich von diesem Recht, die Wahrheit zu beugen, auch weiter Gebrauch machen.»

Aussagen wie diese sind auf der einen Seite wohl einfach nur ehrlich, allerdings auch nicht förderlich für die Glaubwürdigkeit des Rheinländers. Die Wirkung seiner Worte in der Öffentlichkeit scheinen dem 60-Jährigen, der die meiste Zeit seiner Karriere als Funktionär im Profi-Fußball abseits des Scheinwerferlichts wichtige Transfers vorbereitete, noch immer nicht bewusst zu sein.

Diese Naivität – oder aber das Kalkül – erklärt auch den Satz, der für Wolfs Zeit beim VfB endgültig der Anfang vom Ende war. Reschke betonte zwar stets die große Wertschätzung für «den Hannes», tatsächlich aber galt er schon seit Wochen als Skeptiker des 36-Jährigen. Nach dem schwachen Spiel gegen Mainz (2:3) kündigte Reschke dann ein Gespräch über «taktische und spielerische Änderungen» an. Wolf, Gast im «aktuellen Sportstudio» des ZDF, war die Bestürzung nach dem Einspieler anzusehen.

«Auch wenn Michaels Aussage nicht so gemeint war, wie sie von vielen interpretiert wurde. Aber dieser Satz war einfach nicht mehr einzufangen», sagte Wolf der «Bild»-Zeitung.

Von der großen Zuversicht, die Schwaben könnten nach Jahren in der Abwärtsspirale und dem Abstieg 2016 den neu eingeschlagenen Weg mit frischen Kräften auf den verantwortlichen Positionen und jungen Fußballern auf dem Platz konsequent gehen, ist nichts mehr zu spüren. «Kontinuität ist nur so lange machbar, so lange beide Seiten an die Ziele glauben», sagte Präsident Dietrich dazu.

Mit Korkut, mit dem sich die Schwaben auf einen Vertrag bis zum Sommer 2019 einigten, soll diese Kontinuität nun endlich Realität werden bei einem Club, der in den vergangen zehn Jahren nun den 13. Trainer angestellt hat. Einen 14. darf Stuttgart so schnell nicht mehr brauchen.

Fotocredits: Sebastian Gollnow

(dpa)
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