Rolls-Royce Cullinan ist die Krönung der Kraxler

Berlin (dpa-infocom) – Der eigentliche Cullinan war 3106,75 Karat schwer, hatte einen Wert von mehrere Millionen und ist bis heute der größte Diamant, der je gefunden wurde. Und er ist Namenspate für das dickste Luxus-SUV, mit dem man derzeit über die Buckelpiste fahren kann.

Denn Cullinan heißt der erste Geländewagen von Rolls Royce, der zum Jahreswechsel in den Handel kommt und dort weitermacht, wo Luxusmodelle wie der Bentley Bentayga oder der legendäre Range Rover aufhören. Das gilt nicht nur für Auftritt, Antrieb und Ambiente, sondern auch für den Preis. Der beginnt bei 315.350 Euro und wird für die allermeisten Fahrzeuge weit über 400.000 Euro liegen.

Typisch SUV und typisch Rolls-Royce

Zwar ist der Cullinan ein typisches SUV mit großer Bodenfreiheit, mächtigen Schultern, hohem Dach und steilem Heck. Aber er ist eben auch ein echter Rolls-Royce. Das gilt für die imposante Front mit dem riesigen Grill zu Füßen der elektrisch versenkbaren Kühlerfigur genauso wie für das stolze Format von 5,34 Metern.

Und es gilt für ein paar Eigenheiten, die sich die Briten erlauben: So sind die hinteren Türen wie bei Phantom & Co natürlich gegen die Fahrtrichtung angeschlagen. Und wo alle anderen SUV eine steile Heckklappe tragen, hat der Cullinan zumindest die Andeutung eines Stufenhecks und wird so ein bisschen zur Limousine fürs Grobe.

Verwöhn-Ambiente aus einer anderen Zeit

Auch innen ist der erste Geländewagen aus Goodwood ein echter Rolls-Royce – im Guten, wie im Schlechten. Im Guten, weil er auf seinen weichen Thronsesseln mehr Platz bietet als die allermeisten anderen Geländewagen, was bei einem Radstand von 3,30 Metern kein Wunder ist. Und weil sich die Briten von der beheizten Armauflage bis zum gekühlten Barfach oder der Option auf zwei Executive-Sessel wie in der First-Class des Flugzeugs auch allen erdenklichen Luxus leisten.

Und im Schlechten, weil das Ambiente mittlerweile ein bisschen verknöchert und antiquiert wirkt. Das gilt, obwohl die Instrumente hinter dem Lenkrad animiert sind, in der Mittelkonsole ein Touchscreen steck und hinter den elektrisch ausklappbaren Picknicktischen im Fond ein Tabletcomputer für Kurzweil sorgt.

Mit Sinn fürs Praktische

Doch so vertraut der Cullinan den Rolls-Royce-Kunden vorkommen wird, werden sie an dem Wagen auch neue Züge entdecken. Zum ersten Mal beweisen die Briten hier nämlich einen Sinn fürs Praktische: Es gibt eine geteilte Heckklappe und dahinter einen Kofferraum, der diesen Namen mit 560 bis 1930 Litern Volumen auch verdient.

Man kann zum ersten Mal in einem Rolls-Royce die Rücksitze umlegen. Und wer möchte, kann maßgeschneiderte Schubladen für Angelruten oder Jagdwaffen und integrierte Picknick-Sitze und erstmals sogar eine Anhänger-Kupplung bestellen.

Auf neuen Wegen

Dank seiner erhöhten Bodenfreiheit und dem ersten Allradantrieb in der Geschichte des Unternehmens hat der Cullinan einen deutlich erweiterten Aktionsradius. Und wegen spezieller Offroad-Fahrprofile ist er sich selbst für Dünen, Schlamm und Schotter nicht zu schade.

Trotzdem unterscheidet sich das Fahrgefühl von Phantom & Co kaum. Von der Luftfederung wird man wie auf Wolken gebettet. Vom dicksten Dämmglas am Markt fühlt man sich wie in Watte gepackt. Und mit der supersoften Servolenkung und der mitlenkenden Hinterachse ist der Cullinan noch dazu überraschend handlich zu fahren.

So schwebt man in einem Luxus-Kokon von dannen und merkt außer in engen Kurven oder bei etwas beherzteren Bremsungen kaum, welche Kräfte hier am Werk sind. Denn obwohl der Cullinan stolze 2,7 Tonnen wiegt, beschleunigt er in 5,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und erreicht ohne Mühe das selbst gewählte Limit von 250 km/h.

Zwölf Zylinder und 15,0 Liter Verbrauch

Das ist auch kein Wunder, denn hinter dem gewaltigen Grill steckt ein V12-Motor mit 6,75 Litern Hubraum, der 420 kW/571 PS leistet und 850 Nm mobilisiert. Aber es verwundert auch nicht, dass sich dieser Motor schon auf dem Prüfstand 15,0 Liter gönnt (CO2-Ausstoß 341 g/km) und in der Praxis eher auf 20 Liter kommen wird.

Um so erstaunlicher ist es dagegen, dass Rolls-Royce nicht nur ein kleineres Triebwerk oder einen Diesel, sondern sogar einen Plug-In-Hybriden kategorisch ausschließt. Aber für die Kunden ist eben nur das Beste gut genug.

Fazit: die Krönung der Kraxler

Praktischer als jeder andere Rolls-Royce und luxuriöser als jeder andere Geländewagen, imposanter als die Konkurrenz und viel, viel teurer – so wird der Cullinan zur Krönung des SUV und rechtfertigt damit einmal mehr seinen Namen. Denn der originale Cullinan war nicht nur der größte jemals gefundene Diamant, sondern er hat es bis in die britischen Kronjuwelen geschafft.

Datenblatt: Rolls-Royce Cullinan

Motor und Antrieb: V12-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 6750 ccm
Max. Leistung: 420 kW/571 PS bei 5000 U/min
Max. Drehmoment: 850 Nm bei 1600 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: Achtgang-Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 5341 mm
Breite: 2000 mm
Höhe: 1835 mm
Radstand: 3295 mm
Leergewicht: 2660 kg
Zuladung: k.A.
Kofferraumvolumen: 560-1930 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,2 s
Durchschnittsverbrauch: 15,0 Liter/100 km
Reichweite: k.A.
CO2-Emission: 341 g/km
Kraftstoff: Normalbenzin
Schadstoffklasse: EU6d temp
Effizienzklasse: M
Kosten
Basispreis der Modellreihe: 315 350 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer pro Jahr: 628 Euro
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Front-, Seiten- und Vorhangairbags, Notbremsassistent, automatische Abstandsregelung
Komfort: Klimaautomatik, elektrische Türen, elektrische Heckklappe, Navigationssystem

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)
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