Sechs Tore, irres Spiel: BVB verspielt Sieg gegen Leipzig

Dortmund – Marco Reus verzog im strömenden Regen gequält das Gesicht und blies die Wangen auf. Nach einer Halbzeit Zauberfußball hat Borussia Dortmund einen Sieg im Titelrennen gegen Tabellenführer RB Leipzig mit katastrophalen Fehlern verspielt.

Beim 3:3 (2:0) in einem irren Spiel der Fußball-Bundesliga am Dienstagabend waren Julian Weigl (23.), Julian Brandt (34.) und Jadon Sancho (55.) für den im eigenen Stadion ungeschlagenen BVB erfolgreich. Nationalspieler Timo Werner (47. und 53.) mit seinen Saisontoren 17 und 18 sowie der eingewechselte Patrik Schick (78.) trafen vor 80.200 Zuschauern für die Gäste, die ihre Spitzenposition vor Borussia Mönchengladbach aufgrund des guten Torverhältnisses verteidigen werden.

«Wenn du 2:0 führst, wünscht du dir, das über die Zeit zu bringen», sagte der für ein Gegentor verantwortliche BVB-Torwart Roman Bürki beim TV-Sender Sky. «Leider haben wir es mit zwei unglücklichen Gegentoren wieder spannend gemacht.» Reus kommentierte angesprochen auf den Fehler von Brandt vor dem zwischenzeitlichen 2:2 durch Werner: «Passiert, weiter gehts.» Leipzigs Sportdirektor Markus Krösche sprach von einem «geilen» Spiel. «Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir es uns erarbeitet. Es war ein extrem intensives Spiel.»

Beide Mannschaften spielten in der Anfangsphase mit hohem Pressing, aber auch großem Respekt vor der Konterstärke des Gegner. Lucien Favre setzte in seiner 50. Bundesliga-Partie als BVB-Trainer erneut auf die mutige 3-4-3-Variante, mit der Dortmund zuletzt wieder wie ein Titelkandidat gespielt und vier Pflichtspiele in Folge gewonnen hatte. Leipzig wusste in den vergangenen Wochen ebenso zu überzeugen, geriet aber mit zunehmender Spieldauer gegen die im eigenen Stadion noch ungeschlagenen Gastgeber unter Druck.

Der Plan von RB-Trainer Julian Nagelsmann, den BVB weit in dessen eigener Hälfte unter Druck zu setzen, um das Kombinationsspiel in Richtung der schnellen BVB-Angreifer um Marco Reus zu stören, war nach knapp 25 Minuten wertlos. Mats Hummels nach einer Ecke per Kopf (15.), Achraf Hakimi (21.) und Jadon Sancho (23.) scheiterten noch an Leipzigs Torwart Peter Gulacsi. Der angeblich unter anderem von Hertha BSC umworbene Weigl ließ den Ungarn mit seinem scheinbar harmlosen Distanzschuss aus halbrechter Position dann aber schlecht aussehen.

Leipzig stellte der Rückstand offensichtlich vor noch größere Probleme. Bis auf einige wenige, zu zaghafte Annäherungsversuche an den Dortmunder Strafraum blieb eine Reaktion aus. Dafür zauberten Sancho und Brandt. Der deutsche Nationalspieler drehte sich nach dem Zuspiel des jungen Engländers auf engstem Raum um die eigene Achse und schloss gekonnt zum 2:0 ab.

Erst in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit prüften Yussuf Poulsen und Werner BVB-Torwart Roman Bürki. «Das ist in allen Belangen nicht das, was wir uns vorgenommen haben, und nicht das, was die Mannschaft eigentlich kann», kommentierte RB-Vorstandsboss Oliver Mintzlaff in der Halbzeit beim TV-Sender Sky und sprach von einer «rabenschwarzen» ersten Hälfte: «Ich hoffe auf bessere 45 Minuten.»

Es dauerte keine 90 Sekunden nach dem Wiederanpfiff, ehe Werner nach einer schwer verunglückten Kopfballabwehr von Bürki weit außerhalb des Strafraums diesen Wunsch erfüllte. Der 23-Jährige traf ins leere Tor, was den BVB sichtlich aus der Fassung brachte. Leipzig wurde in den folgenden Minuten immer stärker. Bürki rettete noch gegen Lukas Klostermann (52.), ehe Brand mit einem folgenschweren Fehlpass Werners zweiten Treffer einleitete. Sancho nach Vorlage von Reus sorgte für die erneute BVB-Führung. Hakimi (64.) und Reus (68.) hätten noch erhöhen können – doch Schick brachte RB wieder ins Spiel.

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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