Toni Schumachers Geburtstagswunsch: Aufstieg des 1. FC Köln

Köln – Toni Schumacher plaudert munter drauf los. Dass es mal hier und mal da zippelt, dass ihm die Knie weh tun und die Finger: «Natürlich, klar, die waren mehrfach gebrochen.»

Und dass er ein gesundheitliches Problem hat, das ihm in seiner aktiven Karriere als Fußball-Weltklassetorwart sicherlich wenig Vergnügen bereitet hätte: «Ich habe permanent eingeschlafene Füße.» Das sei wie ein durchgescheuertes Elektrokabel. «Aber das habe ich im Griff. Zu meiner Frau habe ich mal gesagt: Weißt du, Schatz, wenn ich morgens mal aufwache und keine Schmerzen mehr habe, bin ich gestorben.»

Aber Harald «Toni» Schumacher ist quicklebendig. Sein Haarschopf ist füllig wie eh und je – wie einer, der am 6. März 65 Jahre alt wird, wirkt der gebürtige Dürener überhaupt nicht. Und? Ist da eine große Sause geplant? Nein: «Ich feiere mit meiner Frau alleine. Ich werde sehr wahrscheinlich mit ihr essen gehen. Ich werde eingeladen – hoffe ich.»

Eine Fete mit vielen, die ihm nahestehen, soll vielleicht in einem Jahr folgen: «66 ist ja auch noch ein gutes Datum. Da gibt es sicherlich noch Möglichkeiten, das nachzuholen. Im Moment steht mir der Kopf aber nicht so sehr nach großartig feiern. Wir haben eine anstrengende Zeit, auch beim 1. FC Köln. Deshalb machen wir jetzt eine kleine Lösung.»

Der «Effzeh», bei dem er seit April 2012 Vizepräsident ist, treibt ihn um. Und mit seinem Herzensverein hat er einen Wunsch: «In erster Linie den Aufstieg des 1. FC Köln. Das haben wir unseren Mitgliedern ja auch versprochen. Da werden wir alles andere hinten anstellen und Ruhe im Verein bewahren.» Allerdings sorgen Äußerungen von Sport-Geschäftsführer Armin Veh aktuell für das Gegenteil: Veh sprach nach dem 2:1 des FC beim FC Ingolstadt am Sonntag von einem «Problem innerhalb des Vereins, und das ist irreparabel».

Ruhe zu bewahren – das ist Schumacher sehr wichtig, und deswegen wollte er sich auch nicht dazu äußern, ob er in diesem Jahr eventuell neuer Vereinschef zu werden gedenkt: «Wir drei, Werner Spinner, Markus Ritterbach und ich, werden uns zu gegebener Zeit dazu äußern. Es wäre das falsche Zeichen, jetzt eine Funktionärsdiskussion im Verein zu führen, das bringt nur Unruhe. Wir konzentrieren uns erstmal auf das Hier und Jetzt – und damit auf das Ziel, aufzusteigen.» Spinner als Präsident und das Stellvertreter-Duo Schumacher/Ritterbach führen den FC seit fast sieben Jahren.

Hat er zum Thema Aufstieg Sorgen? «Sorgen würde ich es jetzt nicht nennen. Aber man darf da nicht mit Selbstgefälligkeit rangehen und sagen, das ist ein Selbstläufer. Wir haben von Anfang an gesagt, das wird hart. Unsere Spieler haben die Qualität, aber sie müssen die PS auf die Straße bringen.»

So, wie er es als Keeper zu tun pflegte. Mit Herzblut, aufrecht, manchmal etwas zu ehrlich, aber auch umstritten. Schumacher wurde von den Fans geliebt oder eben nicht. Sein Foul im WM-Halbfinale 1982 gegen den Franzosen Patrick Battiston machte ihn international zu einer Reizfigur. Mit dem Buch «Anpfiff» wurde er irgendwie zum Buhmann der Fußball-Nation. Streichen würde er diese Kapitel aus seiner Biografie aber nicht. «Im Gegenteil. Ohne diese Dinge wäre ich nicht Toni Schumacher. Die gehören genauso da rein», sagte der «Tünn» schon anlässlich seines 60. Geburtstags.

Die Veröffentlichung des Buches 1987 hatte negative Folgen für Schumacher: Nach 76 Länderspielen wurde er in der Nationalmannschaft suspendiert und auch beim 1. FC Köln gefeuert – nach 422 Pflichtpartien, dem Gewinn der deutschen Meisterschaft (1978) sowie drei DFB-Pokalsiegen (1977, 1978, 1983). Heute ist Schumacher versöhnlicher und diplomatischer geworden, wie er selbst sagte.

Sepp Maier («Der Sepp ist ja vom Sternzeichen her auch Fisch») ist «mein großes Vorbild», sagte Schumacher über den Bayern, der eine Woche vor ihm den 75. feierte. Auch Schumacher wurde nach seiner Entlassung und Stationen auf Schalke, bei Fenerbahce Istanbul und zuletzt bei Borussia Dortmund zwischenzeitlich ein Bayern-Mann (1991/1992).

Dabei war für ihn eines elementar: «Mir war immer ein 0:0 lieber, als 6:5 zu gewinnen. Für einen Torwart ist es immer wichtig, zu Null zu spielen.» Schumacher wurde nach seiner sportlichen Karriere auch Torwart-Coach und Cheftrainer bei Fortuna Köln, wo ihn der damalige Präsident Jean Löring 1999 in der Halbzeitpause eines Zweitligaspiels beurlaubte.

Mit 422 Begegnungen ist Schumacher der Kölner FC-Spieler mit den meisten Bundesligaeinsätzen. 1979 debütierte er im DFB-Team. Der Gewinn des Kölner Doubles mit deutscher Meisterschaft und DFB-Pokalsieg 1978 war einer der vielen Höhepunkt in Schumachers Fußball-Leben. Und seine innige Zuneigung zum FC drückte er schon vor vielen Jahren mit einem bemerkenswerten Satz aus: «Meine Asche soll mal im Fünfmeterraum des Müngersdorfer Stadions verstreut werden.»

Fotocredits: Marius Becker
(dpa)

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