Trotz Derby-Sieg: Veh plant in Köln zweigleisig

Köln – Der Last-Minute-Sieg des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach entlockte Armin Veh einen Satz, der die ganze Gefühlslage beim Tabellenletzten trefflich beschrieb: «Im Derby – das ist traumhaft!»

Der Sport-Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten, seit Dezember Nachfolger von Jörg Schmadtke, schob eines aber unmittelbar nach: «Wir wissen ja immer noch nicht, wo es hingeht.» Die Situation ist nach dem 2:1 (1:0) gegen Gladbach zwar besser geworden. Höchst misslich ist sie aber noch immer: Die Rückstände auf den kommenden Auswärtsgegner Hamburger SV (17.) und auf Werder Bremen auf Relegationsplatz 16 betragen sechs beziehungsweise sieben Punkte. Und schon deshalb sieht sich Veh zu einer klaren Vorgehensweise genötigt: «Ich plane die Zukunft, Trainer Stefan Ruthenbeck macht die Gegenwart.»

«Das Momentum ist gut», befand Peter-Stöger-Nachfolger Ruthenbeck im Anschluss an den zweiten Sieg nacheinander und den zweiten in dieser Saison. Trotzdem bekannte der 45-Jährige auch eines: ein bisschen Bitterkeit. Denn jeder am Geißbockheim weiß, dass neun Zähler nach 18 Begegnungen viel zu wenig sind, um von der weiteren Zugehörigkeit zur Fußball-Erstklassigkeit ausgehen zu dürfen.

Also ist Veh gefragt. Der 56-Jährige muss ein Konzept entwickeln, das beide Möglichkeiten, drinbleiben oder absteigen, einkalkuliert. Das sei aber auch eine Budgetfrage: Top-Einkäufe für die kommende Spielzeit wären ein finanzielles Risiko, weil eben nicht planbar ist, in welcher Liga der FC 2018/19 zu Werke geht.

«Ich versuche, Spieler zu holen, die uns weiterbringen», kündigte Veh nach den Treffern von Frederik Sörensen in der 34. Minute und durch den umjubelten Winter-Rückkehrer Simon Terodde in der Nachspielzeit an. Profis, die das geeignete Profil mitbringen, hat der FC schon, zum Beispiel junge Protagonisten wie den 20-jährigen Chris Führich oder den erst 17 Jahre alten Yann Aurel Bisseck.

«Wenn einer sagen würde, nur erste Liga – dann würde ich ihn nicht holen», betonte Veh. Das ist eine deutliche Ansage: Wenn sich Neue für Köln entscheiden, müssen sie sich auch auf die Zweitklassigkeit einstellen. Das bedeutet Risiko und Chance gleichermaßen: Geht es in Liga zwei, können sie am Neuaufbau beteiligt sein. Bleibt es bei der Erstklassigkeit, hat jeder die Möglichkeit, sich für die Zukunft zu empfehlen und Marktwerte zu steigern.

Derby-Siegbringer Terodde hat sich längst entschieden: Sein Vertrag gilt bis 30. Juni 2021 – für beide Ligen. Das verhält sich nach Aussagen der FC-Verantwortlichen bei allen aktuellen Kontrakten so. Und das bedeutet Planungssicherheit, unabhängig von Erst- oder Zweitklassigkeit.

Terodde hielt sich nach seinem Kopfballtreffer trotz aller Freude zurück: «Wir haben ein extrem wichtiges Spiel gewonnen», sagte der 29-Jährige. Die Körpersprache des für rund zwei Millionen Euro vom VfB Stuttgart verpflichteten Terodde, zweimal Torschützenkönig der 2. Liga, drückte etwas anderes aus: durchgedrückter Oberkörper, die Hände stolz in den Hüften – das besagte schon, dass er sich das zutraut, was Ruthenbeck über Terodde geradezu überschwänglich von sich gab: «Das kann ich jetzt schon sagen: Das wird ein Volltreffer.»

Fotocredits: Matthias Balk
(dpa)

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