Urlaub für Legende Bolt: Leichtathletik sucht neuen Superstar

Rio de Janeiro – Nach seinem Aufstieg in den Olymp widmet sich Usain Bolt wieder irdischen Freuden. Der neunmalige Goldmedaillengewinner aus Jamaika will nach seinem prunkvollen Abschied von der olympischen Bühne Urlaub machen und ausgiebig relaxen.

«Meine Mission ist erfüllt», verkündete Bolt nach seinem dritten Gold-Triple über 100 Meter, 200 Meter und 4 x 100 Meter. Der schnellste Mann der Welt und einer der erfolgreichsten Leichtathleten bei Sommerspielen hinterlässt ein immenses Vermächtnis und eine tonnenschwere Bürde. Denn die Leichtathletik muss sich auf die Suche nach einem neuen Superstar machen.

«Unsere Herausforderung besteht darin, dass die Öffentlichkeit erfährt, dass da draußen noch andere Athleten sind», bemerkte IAAF-Boss Sebastian Coe nach seiner Wahl zum Weltverbandschef im vergangenen Jahr. «Neue Stars kommen nicht über das Fließband.»

Bolt hatte sich nach seinen drei Olympiasiegen in London 2012 in den Legendenstand erhoben. Längst wähnt er sich auf einem Niveau mit Boxlegende Muhammad Ali und Fußballheld Pelé. Nur Michael Phelps hat bei Olympia mit 23 Triumphen mehr Goldmedaillen vorzuweisen als der dauerlässige Bolt. Zweifel an seiner Einzigartigkeit hat der elffache Weltmeister natürlich nicht. «Seht ihr, ich bin der Größte!», verkündete Bolt vor seinem 30. Geburtstag am Tag der Schlussfeier. Staffelkollege Yohan Blake attestierte dem begnadetsten Entertainer der Leichtathletik-Szene Langlebigkeit: «Er ist unsterblich.»

Der Sprint-Außerirdische Bolt ist als lebendiges Wesen in Sachen Doping nie auffällig geworden – mögen die Kontrollen in Jamaika dem Vernehmen nach auch eher leger sein. «Ich werde seit Jahren getestet. Die ganze Zeit», beteuerte Bolt lange vor seinem Finale in Rio de Janeiro, das er schließlich mit einem Jux-Speerwerfen in tiefer Nacht abrundete. «Ich habe der Welt bewiesen, dass man es sauber schaffen kann, mit harter Arbeit und Hingabe.»

Bolt ist älter geworden, auch müder. Sein physisches Geheimnis ist aber sein Körper. Der Superstar verfügt mit seinen 1,96 Metern über effektive Hebelverhältnisse. Wenn andere Sprinter auf den letzten Metern nachlassen, hält er sein Tempo. Über die 200 Meter hatte Bolt auf den Zweiten Andre de Grasse aus Kanada nach zwei Dritteln des Rennens rund drei Meter Vorsprung.

«Man kann mit Worten nicht beschreiben, was er für den Sport getan hat», huldigte ihm US-Rivale Tyson Gay, an dem der junge Bolt bei der WM 2007 in Osaka über 200 Meter nicht vorbeikam. «Er ist eine Legende», meinte Staffelkollege Asafa Powell 2925 Tage nach Bolts erstem Olympiasieg in Peking über 100 Meter.

Dennoch ist die Aberkennung einer von Bolts Goldmedaillen nicht vom Tisch. Wie der «Jamaica Gleaner» vor den Spielen am Zuckerhut berichtete, fiel auch die B-Probe seines jamaikanischen Teamkollegen Nesta Carter positiv aus. Gemeinsam mit Michael Frater und Powell hatten sie 2008 die 4 x 100 Meter-Staffel gewonnen. Bolt beschäftigen aber erstmal andere Dinge. Bis zur WM 2017 will er noch laufen. Dann müssen neue Ziele her. «Ich muss mir jetzt eine neue Wunschliste machen», sagte Bolt.

Die Leichtathletik muss jedoch einen neuen Stadionfüller finden. Stabhochsprung-Star Jelena Issinbajewa hat ihren Rücktritt verkündet und nur mit Blick auf die Sprintszene fehlen dem Kanadier de Grasse mit seinen 21 Jahren noch die überragenden Erfolge sowie natürlich die Strahlkraft. Ein Entertainer ist er auch noch nicht. Aber noch will Bolt ja weitermachen.

Den Jubel der brasilianischen Fans bei der Übergabe von Staffel-Gold im Olympiastadion am Samstag genoss er ein letztes Mal ausgiebig. Die Suche nach einer neuen Legende jedoch läuft.

Fotocredits: Yoan Valat
(dpa)

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