VfL Wolfsburg droht «zähe Geschichte»

Wolfsburg – Nach dem Rückfall in alte Zeiten setzte Mario Gomez zur Wutrede an. Mit deutlichen Worten versuchte der Nationalspieler vom VfL Wolfsburg nach dem unnötigen 1:2 (1:1) gegen den FC Augsburg zum Rückrunden-Auftakt der Fußball-Bundesliga seine Mitspieler aufzurütteln.

«Jetzt muss ich mich erstmal abreagieren», kündigte der 31-Jährige an und polterte los: «Wir haben das Spiel einfach hergeschenkt. So gewinnen wir diese Saison kein Spiel mehr.»

Einmal in Fahrt, war Gomez kaum mehr zu halten. «Wir haben viel zu behäbig, überheblich, auch naiv gespielt und ein bisschen mit dem Popo gewackelt und gedacht, dass man so das Spiel gewinnt», schimpfte der Torschütze zum 1:0 (4. Minute). Dass dies dem für 30 Millionen Euro im Winter verstärkten VW-Club keine Sicherheit gab, konnte Gomez nicht fassen. «Man kann mal verlieren, aber man kann nicht ein bisschen mit dem Arsch wackeln und denken, dass man das Spiel gewinnt.»

Für den VfL war der vierte Sieg in Serie zum Greifen nah. Bei den ersatzgeschwächten Augsburgern waren etliche Stammspieler ausgefallen. Trotzdem schafften es die dezimierten Gäste, den VfL zu verunsichern und zu individuellen Fehlern zu zwingen, die dem 1:1 durch Halil Altintop (25.) und dem 1:2 durch Dominik Kohr (69.) voraus gingen. «Wir haben ein bisschen so gespielt wie eine Jugendmannschaft», bemerkte Gomez süffisant.

Nach zuletzt drei Erfolgen, dem Kaderumbau und der Umstrukturierung der sportlichen Leitung wähnte sich der VfL eigentlich schon wieder stark genug für die große Aufholjagd in der Rückrunde. Stattdessen erkannte nicht nur Paul Seguin «einen sehr großen Rückschlag» am Samstag. «Wir stecken im Abstiegskampf. Auf jeden Fall. Da brauchen wir nicht von Europa zu reden», sagte der Abwehrspieler.

Als Tabellen-14. hat der VfL mit 19 Zählern aus 18 Spielen nur vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang. Mit einem Sieg hätte der Club, dessen Ziel eigentlich die Qualifikation für Europa war, den Anschluss an die obere Tabellenhälfte wieder hergestellt gehabt.

«Die letzten drei Spieltage hatten wir ein super Mentalität und die hatten wir heute nicht. Und die Mentalität ist das A und O im Fußball. Das ist bitter, ich verstehe das nicht», schimpfte Gomez über die verpasste Chance. «Wir haben den Befreiungsschlag verpasst», sagte auch Trainer Valérien Ismaël und unkte wenig verheißungsvoll: «Jetzt wird es eine zähe Geschichte bleiben bis zum Schluss.»

Dabei hatte der Club im Winter – mal wieder – viel Geld investiert, um genau dies zu verhindern. Zumindest am Samstag war das Ergebnis ernüchternd. Über weite Strecken des Spiels erinnerte Wolfsburg an das erbärmliche Bild, das der Club lange Zeit in der Hinrunde abgegeben hatte. Dies hatte unter anderem zur Trennung von Ismaël-Vorgänger Dieter Hecking und Sportchef Klaus Allofs geführt.

«Wir haben einen VfL gesehen, wie wir ihn nicht mehr erleben wollten», bekannte auch dessen Nachfolger Olaf Rebbe. In Aktionismus will der 38-Jährige deswegen aber nicht verfallen. Die Hektik, die in den vergangenen Transferperioden stets bis Ultimo geherrscht hatte, soll es diesmal bis zum Ende der Frist am Dienstag nicht geben.

«Unsere Planungen sind abgeschlossen», sagte Rebbe trotz des Wechsels von Daniel Caligiuri zum FC Schalke 04. Auch weitere überraschende Abgänge soll es nicht geben, auch wenn es zuletzt wieder Gerüchte über einen Wechsel des am Samstag ganz schwachen Luiz Gustavo nach Italien aufgekommen waren. «Es gibt definitiv kein Angebot», sagte Rebbe.

Fotocredits: Peter Steffen
(dpa)

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