Warum Tanken an kleinen Straßen günstiger ist

München – Direkt an der Autobahnraststätte zu tanken, ist praktisch und spart oft Zeit. Einer aktuellen Erhebung des ADAC zufolge ist es dafür aber auch merklich teurer: Im Schnitt kostet der Liter direkt an der Raststätte rund 20 Cent mehr als etwa auf dem Autohof nur ein paar Hundert Meter abseits der Autobahn.

Als Gründe dafür nennt Tank & Rast «die strukturellen Rahmenbedingungen von Verkehrsknoten» wie Raststätten auf der Autobahn. Das Unternehmen hat im Zuge der Privatisierung vor mehr als 20 Jahren fast alle Konzessionen für den Betrieb der Raststätten entlang der Autobahnen erhalten. Betrieben werden sie in der Regel von Franchisepartnern. Zu diesen besonderen Rahmenbedingungen zählten etwa, dass Autobahntankstellen in der Regel 365 Tage und rund um die Uhr geöffnet sein müssten.

«Dementsprechend weisen die Raststätten auch eine andere Kosten- und Preisstruktur auf als andere Dienstleistungskonzepte», erklärte Tank & Rast. Tankstellen jenseits der Autobahn dürfen beispielsweise schließen, wenn wenig los, etwa nachts. Und das spart Kosten. Ein Preisvergleich beider Geschäftskonzepte sei daher nicht aussagekräftig, kritisiert Tank & Rast und verweist zudem auf die Mineralölkonzerne – denn diese allein legten die Preise für den Kraftstoff fest.

Die wiederum spielen den Schwarzen Peter zurück an Tank & Rast: Denn das Unternehmen versteigere seine Konzessionen schließlich an den Höchstbietenden – was in den vergangenen Jahren «zu einer deutlich höheren finanziellen Grundlast für die Mineralölgesellschaften geführt» habe, erklärt der Mineralölwirtschaftsverband (MWV). «Der Preisabstand zu Straßentankstellen hat sich durch die Versteigerungen somit vergrößert.»

In der Praxis sieht das laut ADAC so aus: Ein Liter Super E10 kostet den Berechnungen zufolge an Autobahntankstellen durchschnittlich 21,4 Cent mehr als an einer Zapfsäule abseits der Autobahn. Diesel ist demnach 23,8 Cent teurer. Pro Tankfüllung könne das mehr als 10 Euro ausmachen. Für Autofahrer lohnt es sich laut der Studie bereits, wenn sie zum Tanken nur wenige 100 Meter von der Autobahn abfahren. Tankstellen, die sich im Umkreis der Auf- und Abfahrten befänden, nähmen im Schnitt nur noch rund 2 Cent mehr als die Tankstationen, die gänzlich abseits der Schnellstraßen liegen.

Trotzdem tanken viele Menschen weiterhin an der Autobahn. Und das kann – zumindest zum Teil – einer nachvollziehen, von dem man es nicht erwartet hätte: Stephan Zieger ist Geschäftsführer des Bundesverbands freier Tankstellen (bft). Die Mitglieder seines Verbands betreiben in der Regel eben nicht die Zapfsäulen an den Autobahnen, sondern sind vor allem die kleineren Anbieter, die man eher in Städten und an Landstraßen findet. «Es gibt Gründe, warum einer sagt: Ich will auf der Autobahn bleiben», sagte Zieger der dpa.

Es dauere in der Regel nur ein paar Minuten, und man riskiere nicht, dass man eventuell Probleme hat, wieder auf die Autobahn zu kommen. «Wenn ich abfahre, kann ich vielleicht wegen einer Baustelle die nächste Auffahrt nicht wieder rauf», erklärt Zieger die Sorgen mancher Autofahrer.

Der Fahrer ist – bis zu einem gewissen Grad – aus Ziegers Sicht seines eigenen Spritpreises Schmied: «Wir haben ja diese ganzen Apps, der Kunde kann ja mittlerweile selbst vergleichen.» Er meint Apps zum Spritpreisvergleich, die aktuelle Preise an geöffneten Tankstellen in der Umgebung anzeigen. «Diese Dinger sind richtig gut.» Gespeist werden sie mit Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe, die zum Bundeskartellamt gehört.

Die Autoclubs der europäischen Nachbarländer haben die gleiche Tendenz beobachtet wie der ADAC. Der Schweizer TCS nennt eine – allerdings schon Jahre alte – Studie, die höhere Preise abseits der Autobahnen belegt.

Nikola Junick vom Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touring Club (ÖAMTC) liegt zwar keine ausführliche Datenerhebung vor. Aber in einer nicht repräsentativen, eigenen Auswertung hat sie herausgefunden, dass im Schnitt das Tanken an der österreichischen Autobahn sogar mindestens 30 Cent teurer ist als an anderen Straßen. «Es zahlt sich hier durchaus aus, abzufahren», sagte sie. Liegt es auch in Österreich an den hohen Pachtpreisen für Raststätten? «Das sagen jedenfalls die Pächter immer», ist ihre Antwort.

Fotocredits: Frank May
(dpa)

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