Weigls Fußbruch schockt BVB – «positiv» bleiben

Augsburg – Als Julian Weigl mit eingegipstem Fuß und auf Krücken gestützt aus der Augsburger Fußballarena humpelte, drehte sich nicht mehr alles allein um Thomas Tuchel.

Zumal die schwere Fußverletzung des Nationalspielers sogar die womöglich schon letzten Ziele des Trainers mit Borussia Dortmund gefährden könnte. «Das ist ein großer Verlust für uns und eine schlimme Nachricht für Julian persönlich. Seinen Ausfall können wir nicht eins zu eins kompensieren», erklärte Tuchel am Ende einer «sehr außergewöhnlichen Woche», die der Tabellendritte mit einem 1:1 (1:1) beim noch nicht vor dem Bundesliga-Abstieg geretteten FC Augsburg abschloss.

Der 21-jährige Weigl übermittelte zwar schon auf dem Heimflug, dass er nach dem Bruch des rechten Sprunggelenkes auch im Krankenstand «positiv» bleiben wolle. Tuchels Fixpunkt und Spielbeschleuniger im Mittelfeld wird dem BVB aber im entscheidenden Spiel um die direkte Champions-League-Qualifikation gegen Werder Bremen ebenso fehlen wie im Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt. Den Confederations Cup mit Weltmeister Deutschland wird der von Bundestrainer Joachim Löw fest eingeplante Weigl auch verpassen. Denn er muss monatelang pausieren.

Nur noch zwei Wochen vorausblicken will vorläufig Tuchel. Nach dem Zerwürfnis mit BVB-Chef Hans-Joachim Watzke denkt der 43-Jährige nur noch ans Saisonfinale, trotz eines gültigen Vertrages bis 2018. «Der totale Fokus geht auf unsere zwei Endspiele. Alles andere muss ausgeblendet werden bis nach der Saison», sagte Tuchel zur Zukunft.

«Sehr optimistisch» gehe er die ausstehenden Aufgaben an, weil auf das BVB-Team in dieser Saison in kritischen Momenten stets Verlass gewesen sei. «Wir haben in diesen Spielen immer geliefert», sagte Tuchel. In Augsburg reichte es nach einer extrem unruhigen BVB-Woche dagegen nur zu einem Punkt, den Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang kurze Zeit nach dem FCA-Führungstor von Alfred Finnbogason mit seinem 29. Saisontreffer sicherstellte. «Es war kein schlechtes Spiel von uns. Der Haken war, wir haben die Tore nicht gemacht», resümierte Nationalspieler Marco Reus nach dem verpassten Auswärtssieg.

Die Unruhe sei nicht spurlos an den Spielern vorbeigegangen, sagte Reus. Tuchel war derweil darum bemüht, entgegen anderslautenden Darstellungen das Team und sich als intakte Einheit zu beschreiben. «Im Zentrum des Sturms ist es oftmals am ruhigsten», versicherte er. Das BVB-Trainingszentrum bezeichnete er als eine «Oase».

Die Führungsspieler äußerten sich distanzierter. Zu einer anonymen Spieleraussage, das Verhältnis Trainer-Profis sei nicht so intakt, sagte Reus vielsagend: «Dazu kann ich nichts sagen, kein Kommentar.» Kapitän Marcel Schmelzer vermied es ebenso, klar Position für den Trainer zu beziehen. «Wir arbeiten professionell miteinander. Und wir Spieler haben Ziele, für die wir die ganze Saison gearbeitet haben. Wir haben die Riesenmöglichkeit, einen Titel zu gewinnen. Das ist das einzige, worauf wir uns als Spieler konzentrieren», sagte Schmelzer.

Die BVB-Profis berührte mehr jene fürchterliche Szene, als Weigl nach einem Zweikampf mit FCA-Akteur Philipp Max unglücklich im stumpfen Rasen hängenblieb und sich den rechten Fuß extrem verdrehte. «Ein Knacken war dabei», berichtete Reus. Tuchel beschrieb die Folgen für das BVB-Spiel: «Wenn Julian in der Mitte spielt, ist der Ball von A nach B einfach eine halbe oder eine ganze Sekunde schneller da.»

Im Fernduell mit den punktgleichen Hoffenheimern hofft Tuchel auch auf Augsburger Unterstützung. Deren Trainer Manuel Baum denkt aber im finalen Alles-oder-nichts-Spiel bei den Hoffenheimern in erster Linie an Selbsthilfe: «Mit der Relegation beschäftigen wir uns nicht.»

Fotocredits: Andreas Gebert
(dpa)

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