Werder Bremen will mit Schaaf zurück zum Erfolg

Bremen (dpa) – Das Selbstverständnis von Werder Bremen wurde am deutlichsten, als Sportchef Frank Baumann einen Mann erwähnte, der gar nicht anwesend war: Thomas Schaaf.

Ein Raunen ging am späten Montagabend auf der Jahreshauptversammlung des Stammvereins durch die Werder-Halle, als Baumann klar machte, den langjährigen Erfolgscoach als TechnischenSoll Direktor zurückholen zu wollen. «Ich bin davon überzeugt, dass die Position eine Schlüsselposition einnehmen wird. Nicht zuletzt, wenn es uns gelingen sollte, einen Mann wie Thomas Schaaf zu verpflichten», rief Baumann den Mitgliedern zu. «Zur neuen Saison» soll die Rückholaktion umgesetzt werden.

Es war der Moment, in dem klar wurde, dass es endgültig keine fundamentale Kritik mehr am Sportchef des sportlich angeschlagenen Fußball-Bundesligisten geben würde. Der Zuspruch der Mitglieder war Baumann gewiss. Die Gegenwart des erneut vom Abstieg bedrohten Clubs mag mit nur acht Punkten aus zwölf Spielen als Drittletzter der Tabelle noch so trist sein – Werder will so schnell wie möglich wieder so erfolgreich sein, wie die meiste Zeit unter Schaaf. «Der Traum Europa ist natürlich da», sagte Clubchef Klaus Filbry und Baumann bestätigte: «Wir haben natürlich hohe Erwartungen.»

Der Hinweis auf die gegenwärtige Situation kam von den Mitgliedern am Montag nur zaghaft. Auch sie träumen insgeheim noch von den guten alten Zeiten bei Werder. Die Club-Ikone Schaaf steht dafür wie nur wenige andere ehemalige Werderaner. Als Spieler wurde Schaaf je zweimal Meister und Pokalsieger sowie einmal Europapokalsieger. Als Trainer holte er mit Baumann als Kapitän 2004 das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg und feierte zwei weitere Pokaltriumphe.

Allerdings dürfte der 56-Jährige eher wenig Einfluss auf das Alltagsgeschäft haben. Künftig soll sich Schaaf um die Ausbildung der Trainer im Verein kümmern und eine einheitliche Spielphilosophie für die Werder-Teams erarbeiten. Daran, dass Schaaf zurückkommt, besteht spätestens seit Montag kaum noch ein Zweifel. Der 56-Jährige hatte bereits seine Bereitschaft dazu signalisiert, als entsprechende Pläne erstmals publik wurden. Baumann bestätigte nun öffentlich, dass Werder Schaaf zurückholen will. Der Deal sollte also bald klar sein.

Abgesprochen war es freilich nicht, dass Baumann Schaaf zum Thema bei der Mitgliederversammlung macht. «Ich wusste auch nicht, dass Frank den Namen nennt. Aber das ist okay», sagte Aufsichtsratschef Marco Bode. Half der Kniff doch, mit dem Traum von wieder mehr Erfolg die aktuelle Situation zu übertünchen. Dabei spielten dann auch Bode und Clubchef Klaus Filbry mit. «Erstes Ziel ist der Bundesliga-Verbleib», sagte Filbry, aber es dürfe dann bitteschön gerne mehr sein: «Wir möchten eigentlich jedes Jahr einen einstelligen Tabellenplatz erreichen.» Mahner gab es relativ wenige. «Vielleicht gelingt uns das ja schon in diesem Jahr wieder», sagte auch Bode.

Dafür sorgen soll nun der erst 35 Jahre alte Florian Kohfeldt, den Baumann für ein Trainer-Top-Talent hält, der aber zunächst nur bis Weihnachten zum Chefcoach gemacht wurde. Einen Widerspruch kann Baumann daran nicht erkennen: «Das ist unser Situation durchaus entsprechend. Wir haben sehr, sehr großes Vertrauen. Es ist falsch, dass die vereinbarte Lösung bis Weihnachten dem entgegensteht.»

Vielmehr dürfte sie eine Reaktion auf die vorschnellen Verlängerungen mit Viktor Skripnik und Alexander Nouri in der Vergangenheit gewesen sein. Wie Kohfeldt wurden auch dessen zwei Vorgänger vom Trainer der zweiten Mannschaft zum Chefcoach der Profis befördert. Beide hatten schnell Erfolg, der indes nach der jeweiligen Verlängerung plötzlich ausblieb. Auch Kohfeldt ist spätestens seit der 4:0 am Sonntag gegen Hannover 96 derzeit jedermanns Liebling in Bremen. Die Gala schürt die Hoffnung auf eine erneute fulminante Aufholjagd in der Vorsaison, die Werder beinahe zurück nach Europa geführt hätte.

«Ich glaube, dass das sehr viel Selbstvertrauen geben wird», sagte Bode. Baumann meinte: «Wir können der Spielzeit auch diesmal wieder eine Wende geben. Die Mannschaft hat wieder Selbstvertrauen.»

Fotocredits: Arne Dedert

(dpa)
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