Der Hamburger Senat, der HSV und die Flüchtlinge

Der Hamburger Senat, der HSV und die FlüchtlingeDie Entscheidung des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, per Unterlassungsschreiben zu verhindern, dass auf einem seiner Parkplätze am Stadion eine Flüchtlingsunterkunft errichtet wird, hat für hitzige Diskussionen gesorgt. Jetzt rudern die Beteiligten zurück, der HSV fühlt sich „falsch verstanden“.

Beiersdorfer weist Kritik zurück

Die Stadt Hamburg hatte geplant, weitere Flüchtlinge in einem Zeltlager auf einem Parkplatz mit 1500 Stellplätzen unterzubringen. Auf diesem vom HSV gepachteten Parkplatz befindet sich bereits eine Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung für etwa 1300 Flüchtlinge. Nun habe die Stadt damit begonnen, die Notunterkunft ohne Rücksprache zu erweitern, was vom Verein nach Angaben von HSV-Mediendirektor Jörn Wolf als „Enteignung“ empfunden wurde. Daraufhin hatte der Verein das Vorhaben der Innenbehörde per Unterlassung untersagt.
Die Entscheidung des HSV sorgte nicht nur in und um Hamburg für Aufsehen: Bundesweit hagelte es Schlagzeilen, in den sozialen Netzwerken kam es zu erregten Diskussionen. Einige Internetnutzer äußerten Verständnis für die Entscheidung des HSV, andere warfen dem Verein mangelnde Solidarität mit den Ärmsten der Welt vor. In einer Erklärung wies HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer die Kritik zurück: „Wir sind uns der Flüchtlingsproblematik in vollem Umfang bewusst und kooperieren jetzt, in der Vergangenheit und auch in Zukunft in vollem Umfang mit der Stadt Hamburg.“

Differenzen sollen bis zum Bundesligastart beigelegt sein

In der Vergangenheit habe der HSV die Flüchtlinge sehr wohl unterstützt, wie Liane Melzer, zuständige Bezirksamtsleiterin von Hamburg-Altona, bestätigte: „Der HSV ist offen auf die Behörden zugegangen und hat Unterstützung angeboten“. Aber, so Melzer weiter, eine „Unterlassungserklärung bringt uns nicht weiter“. In einem bereits vereinbarten Gespräch soll geklärt werden, ob ein anderer vom HSV gepachteter Parkplatz besser für die Flüchtlingsunterbringung geeignet sei. Diesen Vorschlag habe der HSV allerdings erst vor einigen Tagen unterbreitet. Alle Beteiligten suchen eine rasche Lösung des Problems, spätestens bis zum ersten Heimspiel des HSV am 22. August sollen die Differenzen ausgeräumt sein.
Die Zahl der Flüchtlinge, die in Hamburg Asyl beantragten, war in den letzten Wochen deutlich gestiegen: Nach Angaben der Sozialbehörde wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 5725 Flüchtlinge öffentlich untergebracht – das sind genauso viele wie im gesamten Jahr 2014.

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