Endlich Gegenwehr: Bayern loben Paderborn

Paderborn – Endlich mal richtige Gegenwehr: Die eigentlich lästige Pflichtaufgabe beim Drittligisten SC Paderborn bereitete den Profis des FC Bayern München trotz Eiseskälte und holprigen Rasens mehr Freude als die meisten Spiele im Bundesliga-Alltag.

Und das nicht nur wegen des deutlichen 6:0 (3:0) und des Einzugs ins Halbfinale des DFB-Pokals. Sondern auch, weil der freche Außenseiter im Gegensatz zur meist unterwürfen Liga-Konkurrenz frech mitspielte.

«Ich finde solche Spiele geil», sagte Nationalspieler Niklas Süle: «Ich finde es super, wenn der Gegner sagt, er will in die nächste Runde. Und dann auch wirklich so auftritt.» Auch Trainer Jupp Heynckes schwärmte regelrecht vom Drittliga-Spitzenreiter. «Mit diesem Fußball kannst du was erreichen», sagte er: «Paderborn wird aufsteigen und auch in der 2. Liga eine gute Rolle spielen. Und ich werde mir das anschauen.»

Woche für Woche trifft der wieder mal enteilte Serienmeister sonst auf Gegner, die sowohl verbal als auch taktisch nur auf Schadensbegrenzung aus sind. Die Paderborner suchten dagegen allen Ernstes ihre Chance.

Das Problem: Als Vorbild für die Bundesligisten taugen die Ostwestfalen letztendlich nicht. Denn das Ergebnis war ernüchternd. «Wir haben den Arsch vollgekriegt», sagte Trainer Steffen Baumgart, der als Profi mit Hansa Rostock dreimal gegen den FC Bayern gewann. «Wenn die Mannschaft einer ins Verderben geführt hat, dann war ich es», gab er sogar zu: «Denn ich habe gesagt, dass wir nach vorne spielen. Auch mit dem Risiko, dass wir Fehler machen. Die haben wir gemacht, und wir wurden dafür bestraft.»

Das lag aber schlicht und ergreifend an der Stärke und Fokussiertheit des Favoriten. Die Bayern nahmen die Bedingungen an, waren konzentriert und unnachgiebig. «Meine Mannschaft wird nicht nachlassen, egal in welchem Wettbewerb», erklärte Heynckes stolz.

«Wir wollen unbedingt das Double», versicherte Arjen Robben, der nach Toren von Kingsley Coman (19. Minute), Robert Lewandowski (25.), Joshua Kimmich (42.) und Corentin Tolisso (55.) die letzten beiden Treffer erzielte (86./89.). Auf die Frage, ob das Team nicht wie in der letzten Heynckes-Saison 2013 nach dem Triple strebe, antwortete der Niederländer: «An die Champions League denken wir noch nicht.»

Die Dominanz der Bayern brachte auch die Frage nach einer Modus-Reform auf, beispielsweise durch die Einführung von Playoffs. Heynckes hält davon nichts. «Reformen? Da sollte man sich schon etwas anderes einfallen lassen», sagte er: «Die anderen müssen einfach ein bisschen mehr aufrüsten.» Kimmich antwortete: «Wenn ich nicht bei Bayern spielen würde, würde ich das besser finden. Bei Playoff gibt es das Risiko rauszufliegen.»

Dafür, dass die Münchner es angesichts der quasi entschiedenen Meisterschaft nicht schleifen lassen, spricht aber allein schon der interne Konkurrenz-Kampf. In Paderborn waren außer den eher defensiven Süle, David Alaba und Arturo Vidal sowie dem schon nach 30 Minuten wegen einer Oberschenkel-Prellung ausgewechselten Thomas Müller alle neun Feldspieler als Schütze oder Vorlagengeber an einem Tor beteiligt. «Wir haben einen breiten Kader. Da ist jeder in der Lage, ein Tor zu schießen oder vorzubereiten», erklärte Kimmich: «Und jeder, der spielt, legt sich richtig ins Zeug.»

Im Cup-Wettbewerb erlauben sich die Bayern ohnehin seit Jahren keine Schwäche. Zum neunten Mal in Folge zogen sie ins Halbfinale ein, zum achten Mal hintereinander kassierten sie im Viertelfinale kein Gegentor, zum 25. Mal in Serie blieben sie auswärts ungeschlagen. Die letzte Niederlage gegen einen unterklassigen Verein gab es 2004 beim Zweitligisten Alemannia Aachen.

Fotocredits: Friso Gentsch
(dpa)

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