Frings Wutrede nach Darmstadts Heimdebakel

Darmstadt – Mit verschränkten Armen und versteinerter Miene erlebte Torsten Frings das Heimdebakel des SV Darmstadt 98 auf der Bank.

Als nach dem ernüchternden 1:6 (0:3) des Bundesliga-Schlusslichts gegen den 1. FC Köln aber das Thema Florian Jungwirth zur Sprache kam, brach es aus dem Trainer-Novizen heraus. Dabei hatte der Defensivspieler keine direkte Schuld an der Niederlage, er stand nicht mal im Kader. 

«Wir haben ihm versprochen: Wir suchen eine Alternative für ihn. Wenn etwas da ist, können wir über seinen Wechsel reden. Wenn nichts da ist, muss er sich weiter für uns den Arsch aufreißen. Und wenn er das nicht macht, dann sitzt er sechs Monate auf der Tribüne», echauffierte sich Frings. «Wir können uns ja nicht noch schlechter machen, als wir ohnehin schon sind, nur damit sich einer seinen Traum erfüllen kann.» Jungwirth, der am Freitag 28 Jahre alt wurde und seit zweieinhalb Jahren eine feste Größe in der Darmstädter Defensive ist, möchte in die USA wechseln. 

Der Vorwurf seines Trainers: Jungwirth habe in der vergangenen Woche so trainiert, als wolle er den Transfer forcieren. «Sollen wir einem Spieler mal 50 Prozent weniger Gehalt überweisen, weil er im Training nur 50 Prozent Leistung zeigt? Ich lasse mich hier von keinem Spieler unter Druck setzen», schimpfte Frings.

Gerade die rechte Abwehrseite, auf der Jungwirth meist zum Einsatz kommt, zeigte sich bei Darmstadt anfällig. Dabei hatten die «Lilien» die Partie zunächst gut eine halbe Stunde lang offen gestaltet und durch Jerome Gondorf (24.) sogar eine Riesenchance zur Führung. Doch als der an diesem Tag völlig indisponierte Mannschaftskapitän Aytac Sulu eine Hereingabe ins eigene Tor grätschte, fiel die Mannschaft auseinander.

«Bis zum Eigentor war ich sehr zufrieden. Das Eigentor hat uns dann das Genick gebrochen», konstatierte Frings. Der überragende Yuya Osako (37.) und Anthony Modeste (42.) sorgten bereits vor der Pause für eine deutliche Führung. In der zweiten Hälfte kam bei den Darmstädtern nach einem Elfmetertor von Neuzugang Sidney Sam nochmals Hoffnung auf. Doch Osako machte alles klar und die eingewechselten Milos Jojic und Artjoms Rudnevs besiegelten dann das Debakel.

Nach der zweithöchsten Heimniederlage in seiner Bundesliga-Geschichte – nur 1979 war man beim 1:7 gegen den VfB Stuttgart noch schlechter – liegt Darmstadt mit nur 9 Punkten aus 18 Spielen abgeschlagen am Tabellenende. Es gelte nun, den Kopf möglichst schnell wieder frei zu bekommen, betonten Spieler wie Trainer. «Wir haben noch 16 Spiele vor uns, es ist noch alles offen», sagte Neuzugang Sam, nicht nur wegen seines Tores bei seinem Debüt für die «Lilien» einer der wenigen Lichtblicke.

Am kommenden Sonntag fährt Darmstadt nun zum Hessen-Derby nach Frankfurt – und hofft weiter. Kapitän Sulu jedenfalls richtete den Blick bereits wieder nach vorne: «Die vielen Fehler, die wir heute gemacht haben, wollen wir jetzt schnell abstellen und dann in ein Derby gehen, das immer seine eigenen Gesetze hat.»

Fotocredits: Thorsten Wagner
(dpa)

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