VfL Wolfsburg bleibt in der Krise

Wolfsburg – Für den 11. Juni haben sie beim VfL Wolfsburg zur großen Sause geladen. Auf den Tag genau 20 Jahre ist es an dem Sonntag her, dass die Niedersachsen in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen sind.

Die Helden von damals um Kultspieler Roy Präger werden dann in einem Showspiel ebenso zu bewundern sein wie die Meister-Spieler Edin Dzeko oder Zvjezdan Misimovic. Schon am Vorabend soll es bei der «Grün-Weißen Nacht» hoch hergehen.

Fraglich ist nur, ob den Wolfsburgern dann zum Feiern zumute ist. Denn spätestens seit dem peinlichen 0:6 gegen Bayern München am Samstag ist der Verbleib im Oberhaus ungewisser denn je. Nur das bessere Torverhältnis trennt den VfL noch vom Relegationsplatz, die jüngsten Darbietungen geben wenig Hoffnung auf Besserung. Der deutsche Meister von 2009 und Pokalsieger von 2015 taumelt dem Abstieg entgegen.

Daran hat auch der zweite Trainerwechsel, von Hecking-Nachfolger Valérien Ismaël zu Andries Jonker, nichts geändert. Anfangs waren sie vom Niederländer völlig begeistert, brachte der ehemalige Assistent von Louis van Gaal doch endlich ein bisschen Struktur in den völlig wild zusammengestellten Kader. Doch auch wenn es an der fachlichen Kompetenz von Jonker nach wie vor keine Zweifel gibt, bleibt festzuhalten, dass die Wolfsburger auch unter dem dritten Trainer der Saison nicht in die Spur gefunden haben.

Was dem Niederländer kaum vorzuwerfen ist, weil er auf die Zusammenstellung des Kaders keinerlei Einfluss hatte. In den Fokus der Kritik rückt deshalb auch der neue Sportdirektor Olaf Rebbe. In der Winterpause investierte der Nachfolger von Klaus Allofs noch einmal fast 30 Millionen Euro in die Mannschaft – geholfen haben die teuren Investitionen nicht.

Yunus Malli, mit geschätzten 12,5 Millionen Euro der vermeintliche Königstransfer im Winter, ist bislang nur ein Mitläufer. Paul-Georges Ntep (5 Millionen) startete zwar vielversprechend, ließ dann aber ebenso so stark nach und war zuletzt angeschlagen. Riechedly Bazoer (12 Millionen) steht seit der Amtsübernahme von Jonker zwar regelmäßig in der Startelf, wirklich überzeugen konnte der Niederländer bislang aber auch nicht.

Weshalb die zum Teil forschen Auftritte des erst 39 Jahre alten Rebbe auch als Teil einer Selbstverteidigungsstrategie zu verstehen sind. Nach dem Sieg gegen Ingolstadt prangerte er die Medien für den harten Umgang mit dem Team an. Nach dem Debakel gegen die Bayern überraschte er mit dem Versprechen: «Unter der Führung von Andries Jonker und Olaf Rebbe steigt der VfL nicht ab.»

An diesen Worten wird sich Rebbe fortan messen lassen. Drei Wochen haben die Wolfsburger noch Zeit, eine völlig verkorkste Saison mit dem Klassenerhalt zu retten. «Wir schaffen das», sagt auch Jonker immer wieder voller Überzeugung. Geht das Unterfangen schief, dürfte nicht nur die Jubiläums-Party am zweiten Juni-Wochenende zu einem Trauerspiel werden. Denn mehr als die Erinnerung an die Erfolge der Vergangenheit bleibt dem VfL dann nicht.

Fotocredits: Annegret Hilse
(dpa)

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